Jonathan Abbis ist Geschäftsführer bei Bühler Die Casting. Seit 2010 ist er bei der Bühler Group beschäftigt und ist als Geschäftsführer für den Druckguss verantwortlich. Seinen Bachelor-Abschluss legte er an der Stanford University ab.
Wie beurteilen Sie die aktuelle Situation in der Metall- und Stahlindustrie im Allgemeinen?
Jonathan Abbis: In den letzten sieben Jahren ist die Industrie stark gewachsen und es wurde viel in den Bereich Druckguss investiert. Hauptmotor für das Wachstum war die Automobilindustrie. Auf der einen Seite stagnieren die Verkaufszahlen von Neuwagen und in manchen Märkten gehen sie, zum Teil auf Grund des Diesel-Skandals, sogar zurück. Auf der anderen Seite erfordern zukünftige Veränderungen in der Automobilindustrie (z. B. Elektromobilität, autonomes Fahren und Shared Mobility) enorme Investitionen. Auf lange Sicht wird strukturiertes und leichtgewichtiges Design eine große Rolle bei der Umsetzung dieser Veränderungen im Automobilsektor spielen.
Für das Jahr 2019 sehen wir jedoch die ersten Anzeichen für eine Periode der Konsolidierung nach diesen hohen Investitionen. Die Weltwirtschaft durchlebt gerade eine schwere Zeit. Laut OECD ist das weltweite BIP-Wachstum stark, es hat aber seinen Höhepunkt erreicht. In vielen Ländern ist die Arbeitslosenrate viel geringer als vor der Wirtschaftskrise, Arbeitskräftemangel wird zum Problem und die Inflationsrate bleibt mittelmäßig. Weltweiter Handel und Investitionen könnten als Folge der Erhöhung von bilateralen Zöllen zurückgehen.
Was bedeutet Industrie 4.0 für Sie?
Industrie 4.0 steht für Effizienz, Networking und Daten – auch in der Gießereiindustrie wird dieses Thema viel diskutiert und weiterentwickelt. Da Industrie 4.0 absolut notwendig ist, um in der digitalen Welt zu überleben, hat Bühler massiv in IoT-Technologien investiert.
Unsere Vision ist die digitale Zelle mit 0% Ausschuss, 40% reduzierte Zykluszeit und 24/7 Verfügbarkeit. Mit dem „Smart Cell Management“-System führen wir eine neue, intelligentere Zellensteuerung ein, die die gesamte Zelle einbinden kann. Dadurch können Bühler-Kunden ihren Druckgussprozess noch besser gestalten und kosteneffizienter produzieren. Außerdem können wir die Daten nutzen, um noch intelligentere Algorithmen zu entwickeln und den Prozess weiter zu verbessern.