Beispiel 2: Ammoniakreformierung im Hafen von Antwerpen
Wie sehen Ammoniak-Reformer heute aus? Viele Anlagen befinden sich noch im Projektstadium, regelmäßig kommen neue hinzu. Sie befinden sich naturgemäß meist in der Nähe großer Häfen. Mitte März meldete der französische Gaskonzern Air Liquide, dass er im Hafen von Antwerpen eine Pilotanlage zur Reformierung von Ammoniak im industriellen Maßstab errichten werde. Dabei kommt eine neuartige Technologie zum Einsatz.
Der sogenannte „Ammoniak-Cracker" – es wäre die erste Anlage dieser Art in Belgien – soll durch den Einsatz effizienterer Technologie weniger CO2 emittieren. Die Pilotanlage, die das neuartige Verfahren mit firmeneigenen Technologien kombiniert, soll schon 2024 in Betrieb genommen werden. Die flämische Regierung hat über die VLAIO (Flämische Agentur für Innovation und Unternehmertum) eine finanzielle Unterstützung für das Projekt zugesagt.
Fazit
Ammoniak besitzt Potenzial. Wie so oft müssen die „wenns" allerdings mitgedacht werden: Neben der Hochdruck-Pipeline ist er das derzeit wohl aussichtsreichste Medium zum Wasserstofftransport, wenn er aus grünem Wasserstoff gewonnen wird, wenn der Transport sicher und umweltschonend erfolgt und wenn sowohl Synthese als auch Rückgewinnung energieeffizient sind.
Der größte Vorteil ist wohl, dass Ammoniak überall dort erzeugt werden kann, wo auch grüner Wasserstoff in großen Mengen entsteht, zum Beispiel in sonnen- und windreichen, abgelegenen Regionen wie der Wüste Nordafrikas. Von hier aus kann er anschließend vergleichsweise einfach per Schiff nach Europa und anderswo gebracht werden. Stehen dann effiziente Cracking-Anlagen in den Häfen bereit, kann er dort schnell wieder aufgespalten werden, um den Wasserstoff danach – über ein noch zu bauendes Pipeline-Netz – schnell und kostengünstig zu den industriellen Verbrauchern zu bringen.
Der Hafen von Rotterdam hat Ende Mai untersucht, wie viel Ammoniak sich dort perspektivisch umsetzen ließe. Die Antwort: 1 Mio. Tonnen – pro Jahr. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass Ammoniak eine "realistische und sichere Methode für großangelegte Wasserstofftransporte" darstellt, eine zentrale Cracking-Anlage auf dem Hafengelände sei zudem effizienter ist als mehrere dezentrale.
Fakt ist: Wenn es im Zuge des Wasserstoff-Booms auch zu einem Ammoniak-Boom kommt, sind Unternehmen gut beraten, sich zeitnah mit den entsprechenden Technologien zu beschäftigen.
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