20.04.2015
Mit einem Festakt in der Produktionshalle eröffnete der Kurtz Ersa-Konzern, Kreuzwertheim, am 6. März offiziell seine neue Eisengießerei Smart Foundry in Hasloch. Ein Jahr und einen Monat ist es her, dass der Spatenstich erfolgte – Startschuss für ein ehrgeiziges Projekt, das jetzt erfolgreich abgeschlossen und offiziell seiner Bestimmung übergeben wurde. 150 geladene Gäste, Kunden, Projektpartner, Vertreter wichtiger Verbände, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren dabei, als das Band durchtrennt wurde.
Mit der Entscheidung für die Smart Foundry erfolgte bei Kurtz Ersa eine strategische Neuausrichtung, um den langfristigen Fortbestand der Eisengießerei und der über 100 Arbeitsplätze am Standort Hasloch zu sichern. Sie brachte die Investition in Höhe von zwölf Millionen für die wohl modernste Handformgießerei der Welt mit sich – ein weiterer wichtiger Meilenstein in der über 235-jährigen Firmengeschichte, zu der seit 1852 das Eisengießen als Kernkompetenz zählt. Heute umfasst das breitgefächerte Produktspektrum unter anderem Planetenträger, Maschinenbetten und Pumpengehäuse für namhafte Kunden aus Branchen wie Maschinenbau, Antriebstechnik, Energietechnik, Fahrzeugbau, Vakuumtechnik und Windkraft. Eine im Vorfeld beauftragte Studie bescheinigte dem Kurtz´schen Produktspektrum das nötige Potenzial, die Eisengießerei auch in Zukunft mit der Produktion von hochwertigen Gussteilen für die deutsche Industrie auszulasten.
Daraus entwickelten die Projektbeteiligten eine kreative Lösung, die den Trend zu „Industrie 4.0“ sichtbar werden lässt und zur Verdoppelung der Produktivität bei gesteigerter Effizienz führt. Das Konzept: Unter Nutzung möglichst vieler Bestandsbauten setzt die Smart Foundry auf einen völlig neuen Materialfluss und eine getaktete Handformgussfließfertigung gemäß Toyota-Prinzip. Mit SAP-gesteuertem Produktionskonzept, parzellierter Produktionsfläche und einem fahrerlosen, universell beweglichen Transportsystem entsteht eine flexible Prozesskette, in der sich manuelle Fertigungsschritte und das automatisierte Logistiksystem optimal kombinieren lassen. 1700 m2 Kernsanierung und 2580 m2 Neubau sind zwei wesentliche Zahlen aus dem Projekt, die jedoch wenig über die sehr kurze Bauzeit aussagen. Nur ein Beispiel: Allein für den Hallenneubau waren umfangreiche Gründungen mit über 2000 m verbauten Bohrpfählen weit unter dem Wasserspiegel erforderlich. Etliche Projektpartner haben zum Gelingen der Smart Foundry beigetragen – angefangen beim Architekturbüro Menig & Partner über die Bauunternehmer Riedel Bau und Bauer, die Anlagenlieferanten F.A.T. Förder- und Anlagentechnik, Niederfischbach, Nederman Filtration, Helsingborg, Schweden, Demag Krane, Wetter, und WFT Fertigungstechnik, Gebenbach. Nicht zu vergessen das eigens gegründete Kurtz Ersa-Projektteam, Mitarbeiter aus der konzerneigenen IT-Abteilung bzw. direkt aus der Linie der Eisengießerei. „Wer heute den Fabrikhof begeht, kann sich nicht mehr vorstellen, was sich von Januar bis August 2014 hier auf diesem Areal abgespielt hat. Oft ging es um Minuten, damit Krane, Bagger, Tieflader, Betonfahrzeuge und Bohrgeräte bei laufender Produktion auf dem viel zu engen Raum Platz fanden. Der Bauzeitenplan sah den 1. September vergangenen Jahres als Beginn der Produktion vor – bei einer eingeplanten Betriebsunterbrechung von zweieinhalb Wochen. Scheinbar unmöglich, aber es gelang – komplett ohne Unfälle. Dafür herzlichen Dank an alle Beteiligten!“, sagte Kurtz Ersa-Chef Rainer Kurtz mit Blick auf ein Projekt, das dank generalstabsmäßiger Planung zum Erfolg führte.
Zum Festakt am 6. März begrüßte Graziano Sammati, Geschäftsführer der Kurtz Eisenguss GmbH & Co. KG, zahlreiche Vertreter aus Politik und Wirtschaft, aber auch Kunden, Geschäftspartner, Projektbeteiligte, Beiräte, Gesellschafter, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – und freute sich, dass „so viele Gäste der Einladung nach Hasloch gefolgt sind, um persönlich bei der Eröffnung der weltweit modernsten Handformgießerei dabei zu sein“. Er betonte, dass eine so mächtige Aufgabe nur mit einem schlagkräftigen Projektteam verschiedener Bereiche erfolgreich umsetzbar sei: „Mein Dank gilt allen externen Partnern – und unseren Mitarbeitern, die trotz Umbauphase und unter deutlich erschwerten Bedingungen mit großem Einsatz viele Tonnen guten Guss für unsere Kunden produziert haben!“
Unterfrankens Regierungspräsident Dr. Paul Beinhofer würdigte in seiner Rede die unternehmerische Entscheidung: „Kurtz Ersa hat durch seine kontinuierlichen Investitionen und zukunftsorientierten Strategien in den letzten Jahren sein Ja zum Standort Deutschland bekräftigt und wird mit der Smart Foundry seine Präsenz hier in Hasloch festigen und ausbauen – mit Wirkung weit über die europäischen Grenzen hinaus. Auch Max Schumacher, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Gießerei-Industrie (BDG), nahm die Einladung als Redner an und nutzte die Möglichkeit nachzuweisen, dass die deutsche Eisengießer-Industrie nach wie vor Innovationstreiber und Technologieführer sei. Es lohne sich, in Deutschland in Eisengießereien zu investieren, auch wenn das Mengenwachstum mittlerweile in Asien stattfinde. „Ich bin hier durchgelaufen und ich kann Ihnen versichern, dass Kurtz Ersa die Messlatte mit seiner Smart Foundry sehr hoch legt – selbst im globalen Maßstab: Kundennah aufgestellt, produktiv, innovativ, effizient, handlungsorientiert – das sind die Eigenschaften, mit denen sich Fortschritt formen lässt“, sagte BDG-Mann Schumacher. Nur wer sich permanent den ändernden Verhältnissen anpasse, habe die Chance auf dauerhaften Erfolg.
Etliche Teilnehmer hatten am Vormittag bereits die Gelegenheit genutzt, das innovative Konzept in Form von Fachvorträgen kennenzulernen – selbst gestandene Experten waren beeindruckt von der Komplexität, die in der neuen Kurtz- Eisengießerei steckt und die am Ende alle Arbeitsprozesse einfach und reibungslos ablaufen lässt.
Kurz vor der traditionellen Einweihung mit Band und Schere sagte Rainer Kurtz vor den versammelten Festgästen: „Ich bin froh und stolz, Ihnen mit der Smart Foundry eine Industrie 4.0-Gießerei auf 320 Meter Länge und mit 23 000 m2 Produktionsfläche präsentieren zu können. Wir haben keine Mühen gescheut, bezüglich SAP-gestütztem Produktionskonzept einschließlich Fließtaktfertigung nach Toyota-Prinzip, Arbeitsplatzqualität, Umweltschutz und Energierückgewinnung Maßstäbe zu setzen. Denn wir sind diesem Standort verbunden, hier hat alles mal angefangen – und hier wollen wir auch bleiben. Mit unserer neuen Eisengießerei sind wir komplett auf Wachstum gepolt!“ Nach dem offiziellen Festakt folgten Führungen durch die neue Kurtz-Eisengießerei, bei denen die Besucher die Industrie 4.0- Gießerei aus nächster Nähe begutachten konnten – näher geht es kaum, denn ab sofort wird in Hasloch die Produktion zügig hochgefahren!
www.kurtzersa.de
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