13.08.2015
Der Saarbrücker Autozulieferer Neue Halberg Guss (NHG) übernimmt vom Daimler-Konzern die Gießerei Atlantis Foundries (AF) in Südafrika. Das kündigte der Vorsitzende der NHG-Geschäftsführung Matthias Bayer gegenüber der Saarbrücker Zeitung an. Damit will der Fahrzeugzulieferer seine Abhängigkeit von der Autosparte deutlich senken und stattdessen verstärkt Motorblöcke für Nutzfahrzeuge fertigen. Bei AF werden seit 1979 Motorblöcke für Nutzfahrzeuge gegossen. Über den Kaufpreis haben beide Seiten Stillschweigen vereinbart. NHG habe nach langwierigen Verhandlungen unter mehreren Wettbewerbern den Zuschlag erhalten.
An der AF-Struktur werde sich nichts ändern, versichert Bayer. Daimler bleibe mit einem Auftragsanteil von 75 % der wichtigste Kunde der Gießerei, die 50 km nördlich von Kapstadt liegt. Es sei ein Liefervertrag über mehrere Jahre abgeschlossen worden. Die Entscheidung, AF zu verkaufen sei Teil der Daimler-Strategie. Diese sehe vor, die Fertigung von Bauteilen, bei denen es keinen großen Unterschied zum Wettbewerb gibt und deren Herstellung damit nicht zum Kerngeschäft gehört, spezialisierten Zulieferern zu überlassen. Die meisten Motorblöcke würden von Südafrika – wie bisher auch – nach Nordamerika zur Daimler-Tochter Detroit Diesel und nach Deutschland zu Daimler Truck geliefert. Außerdem würden namhafte Drittkunden wie die Motorenhersteller Perkins (Großbritannien) und Cummins (USA) beliefert.
Der NHG-Chef sieht den Kauf von AF „als großen Erfolg für uns alle und einen wesentlichen Baustein für die Existenzsicherung des gesamten Unternehmens“. Vor allem aber „ist es ein erheblicher Vertrauensbeweis unseres Kunden“. Denn bisher habe die Saarbrücker Gießerei keine nennenswerten Geschäftsbeziehungen zum Nutzfahrzeugbereich des Daimler-Konzerns (Daimler Trucks) gehabt. Diese neue Verbindung „ist eine hervorragende Gelegenheit, unsere Abhängigkeit vom Pkw-Geschäft zu verringern und gleichzeitig zum engen Partner von Daimler als Weltmarktführer von mittelschweren und schweren Lkw aufzusteigen“.
Dies führe bereits 2016 dazu, dass NHG für eines seiner Werke in Saarbrücken und Leipzig direkt Aufträge von Daimler Truck erhalte. Eine eigene Eisengießerei betreibt Daimler Truck nach dem AF-Verkauf nur noch in Mannheim. Im Pkw-Bereich gießt NHG derzeit 300 000 Motorblöcke pro Jahr für Daimler.
Damit zerstreut Bayer auch eine der Sorgen der Belegschaft, dass NHG mit dem Kauf der Gießerei in Südafrika noch einmal die gleiche Absicht verfolgt wie die in die Insolvenz gerutschte Vorgängerfirma Halberg Guss. Die damalige Geschäftsführung hatte drei Gießereien in Südafrika gekauft, wollte allerdings auch Fertigung von Deutschland dorthin verlagern. „Das ist mit der Akquisition von AF bislang und grundsätzlich nicht beabsichtigt“, sagt der NHG-Chef.
Bayer sieht die Gießereien in Saarbrücken und Leipzig auf gutem Weg. So habe NHG kürzlich einen langfristigen Auftrag von einem großen Nutzfahrzeughersteller erhalten. Ab 2017 laufe außerdem die Fertigung eines V8-Blocks von General Motors (GM) an. Auch die Belieferung von Volkswagen, Deutz und Scania sei stabil. Der NHG-Chef will die Struktur des Auftragsbestands drehen. Heute würden noch 65 % Pkw- und 35 % Nutzfahrzeugblöcke gegossen. Bis zum Jahr 2018/19 soll das Verhältnis bei insgesamt höherer Tonnage genau umgekehrt sein. Dafür seien allerdings Investitionen von 60 Mio. Euro in den nächsten drei Jahren vonnöten. (Quelle: Saarbrücker Zeitung/Lothar Warscheid vom 1.7.2015)
www.halberg-guss.de
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