Vakuumbehandlung: unterschiedliche Anlagentypen im Einsatz
Die Vakuumbehandlung beruht auf folgender Idee: Wenn der Stahl erstarrt, können gelöste Gase nur bedingt entweichen. Dadurch verschlechtern sich die technologischen Eigenschaften des Stahls. Bei abgesenktem Außendruck entweichen die im Metall gelösten Gase leichter aus der Schmelze. Alle Vakuumverfahren greifen auf diesen Sachverhalt zurück. Durch die kostengünstige Erzeugung sehr niedriger Drücke (0,1-0,5 mbar), wurden die Vakuumverfahren im industriellen Maßstab möglich.
Im Vakuum werden weitere metallurgische Reaktionen durchgeführt, bspw. die Feinentkohlung, das Legieren, die Desoxidation und die Optimierung des Reinheitsgrades. Die Vorteile der Vakuumbehandlung von flüssigem Stahl sind die gute Reinheit, niedrige Gasgehalte und engere Legierungstoleranzen. Bei der Vakuumbehandlung können die Gefäße zusätzlich aufgewärmt werden, um Wärmeverluste zu minimieren oder um spezifische Temperaturen einzustellen. Die Kombination der Vakuumbehandlung mit einer Spülgasverwendung beschleunigt und unterstützt die metallurgischen Reaktionen.
VD/VOD-Anlagen für die Vakuumentgasung
Während der Vakuumbehandlung wird in einzelnen Prozessschritten der Kohlenstoff, Sauerstoff, Stickstoff, Wasserstoff und Schwefelgehalt reduziert. Ein Vakuum-Legierungsmittelsystem erlaubt die spezifische Anpassung der Zusammensetzung des Stahls. Eine gute Homogenisierung und ein hoher Legierungsertrag sind charakteristische Eigenschaften dieses Prozesses.
Um Kapazität und Produktivität zu steigern, kann die VD (Vacuum Degassing) Anlage auch als Doppelgefäß-System (twin) ausgeführt werden. Die VOD (Vacuum Oxygen Decarburization) Anlage besteht aus einer Tankentgasungsanlage, die zusätzlich mit einer Sauerstofflanze ausgestattet wird.
Diese zusätzliche Sauerstoffzufuhr kann für die Erzeugung von besonders kohlenstoffarmen Stahlsorten genutzt werden. Hier spricht man von Zwangsentkohlung. Oder aber die zusätzliche Sauerstoffzufuhr dient der chemischen Erwärmung der Schmelze in Verbindung mit einer Aluminium-Silizium-Zugabe. Diesen Vorgang nennt man VD-OB-Prozess (Vacuum Degassing with Oxygen Blowing). Die Vakuumpumpe muss dementsprechend für eine höhere Kapazität konzipiert sein.